Viel Zeit hatten wir für unsere Backpackingtour durch Mexiko ja leider nicht. Von dem her war es eigentlich eher Stress sich neben Yucatan, dem Touristenmagnet schlechthin, noch einen weiteren Bundestaat nämlich ‚Chiapas‘ anzuschauen. Die Stadt San Cristobal de Las Casas hat uns aber gereizt, da man hier mehr über die Kultur des Landes und die Indigenas erfahren kann und man nochmal einen anderen Eindruck von Mexiko bekommt. Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Stadt nicht groß von anderen Städten, die wir auf unserer Reise in Mittelamerika schon besucht haben. Es ist auch eine Kolonialstadt mit bunten Häusern und schönen Kathedralen.
Die Stadt liegt etwas höher und ist umgeben von Bergen, dadurch wird es tagsüber teilweise sehr kalt. An einem Abend, an dem wie alle frierend im Hostel saßen wurde sogar der Kamin angemacht. Soviel zum Thema „Nele macht Urlaub, da wo es warm ist!“ Nicht immer!
Inhaltsverzeichnis
Free Walking Tour San Cristobal de las Casas
Um San Cristobal de las Casas und vor allem die Geschichte der Indigenas etwas besser kennen zu lernen, haben wir die Free Walking Tour mitgemacht. Sehr zu empfehlen und super freundlich. Man geht zusammen einen Cafè trinken und hat am Schluss sogar noch eine kostenlose Schnapsprobe. Vor allem aber bekommt man durch so eine Tour nochmal einen ganz anderen Blick auf eine Stadt oder ein Land. Ich bin daher ein großer Fan von Free Walking Touren generell.Mehr zu Free Walking Touren im Allgemeinen findest du hier.
Unser Tourguide machte keinen Hehl daraus, dass er nicht viel hält von der aktuellen Regierung in Mexiko. Die Regierung verschwende Gelder für den bevorstehenden Wahlkampf, statt das Geld Hilfsbedürftigen, wie zum Beispiel den Opfern des Erdbebens vom September 2017, zukommen zu lassen. Zahlreiche Menschen verloren ihre Häuser oder ihre Liebsten und könnten jede Unterstützung gut gebrauchen.
Was ist ein Pueblo Magico in Mexiko?
San Cristobal ist ein Pueblo Magico, was auf deutsch soviel heißt wie magisches Dorf. Insgesamt gibt es 111 Orte in Mexiko, die diese Bezeichnung tragen dürfen. Voraussetzung dafür ist eine Bewahrung der Traditionen/der Kultur der Indigenas und eine historische Bedeutung, sowie ein gepflegtes Erscheinungsbild (meist sind es daher bunte Kolonialstädte). Als Laie würde ich sagen, dass San Cristobal de las Casas diese Auszeichnung absolut verdient hat. Die Lage der Stadt umgeben von den Bergen und die schönen bunten Straßen machen optisch einiges her.

Graffitis in San Cristobal und ihre kulturelle Bedeutung
In den Straßen von San Cristobal de las casas findet man einige Graffitis. Die meisten von ihnen haben eine tiefergehende Bedeutung und stehen im Zusammenhang mit der Revolution und den Kämpfen für Gerechtigkeit.

Bedeutung: Das Fahrrad steht für die Revolution. Auf diesem Graffiti wird dargestellt, wie die Revolution behindert oder sogar verhindert wird. Ein Freund unseres Tourguides war an der Entstehung dieses Grafitti beteiligt und wurde daraufhin verhaftet. Vordergründig aufgrund von Drogenbesitzes, der aber wohl nie bestand oder nachgewiesen werden konnte. In Mexiko gab es innerhalb des letzten Jahres steigende Unruhe und Proteste gegen die Regierung, gegen die Ausbeutung der Arbeiter und gegen die steigende Inflation.

Bedeutung: Über Jahrzehnte hinweg war die Frauenmordrate in Mexiko sehr hoch. Gewalt an Frauen, auch durch die eigenen Ehemänner, war keine Seltenheit. Dieses Grafitti steht für die Kraft der Frauen und gegen die Gewalt. „Das einzige Blut, dass eine Frau vergießen sollte, ist das der Menstruation,“ sagt unser Tourguide. „ Viele Frauen lassen sich schlagen aus Liebe, denken das ist okay. Als Frau sollte man so etwas nie akzeptieren, egal aus welchen Gründen. Echte Liebe tut nicht weh.“ Dem kann ich nur zustimmen.

Der Kolibri ist das bedeutendste Tier der Indigenas. Der Kolibri hat einen großen Körper, ist eigentlich viel zu schwer zu fliegen. Aber er schafft es allein durch seinen Willen. Er zeigt uns: Wenn man will kann man alles schaffen.
Ich mag es wenn ein Graffiti eine Geschichte erzählen und teilweise auch ein bisschen „belehrend“ sind. Sie zeigen uns auf künstlerische Art und Weise eine andere Denkweise.
Die Straßen sind voll von Streetart, die teilweise auch ohne, dass man die Bedeutung weiß, eine eigene Sprache sprechen.



Die Medizinkultur der Indigenas
In Süd- und Mittelamerika gibt es viele Schamanen, die mit ihrer „Medizin“, wir Deutschen würden eher Droge dazu sagen, die Menschen in eine andere Ebene führen. Damit sollen Probleme gelöst werden. In Kolumbien ist Ayuvasca sehr verbreitet. Hierzu könnt ihr meinen Beitrag vom letzten Jahr lesen: Erfahrungen mit einem Schamanen.
Ayuvasca gibt es in Mexiko auch, die Menschen hier schwören aber auch auf Peyote, eine „Medizin“, die aus einem Kaktus gewonnen wird. Nach Durchführung dieses Rituals in den Bergen von San Cristobal de las casas soll man wissen, was man ist und den Sinn seines Daseins und seinen Weg klarer sehen. Ob man dafür diese Pflanzte braucht ist fraglich und auch nicht ungefährlich. Es gibt Menschen, die auf solchen Trips fest gesessen sind.
Unser Tourguide erzählte, dass er dieses Ritual ausprobiert hat und es seinem Leben einen Sinn gegeben. Er kam nach San Cristobal, um hier zu kämpfen. Nun lebt er friedlich in der Stadt, hat ein kleines Kind und einen Hund und fühlt sich angekommen.
Das Essen San Cristobal de Las Casas
Das Essen in Mexiko ist einfach nur genial und genau nach meinem Geschmack. Egal was man bestellt, alles ist gut gewürzt und scharf. Erkundigt euch vorher immer, wie scharf die einzelnen Speisen sind, sonst wird es schnell zu feurig.
Unser Lieblingsrestaurant in der Stadt: La Lupe. Das Essen hier vor allem mit den verschiedenen scharfen Dips dazu war einfach nur lecker:)
Abends einen Cocktail trinken und sich dabei von Livemusik begleiten zu lassen ist möglich in der Bar Revolution. Hier treffen sich die jungen Leute, auch viele Einheinmische um einen Tag schön ausklingen zu lassen.

Authentisches Leben der Indigenas in Zinacatan
An einem Tag haben wir noch einen Ausflug in das kleine Bergdorf Zinacatan, unweit von San Christobal de las Casas gemacht. Viel zu sehen gibt es hier nicht, aber eine Fahrt mit dem Collectivo (Sammelbus) hier her kostet gerade einmal 1 Dollar und dauert 30 Minuten. Es lohnt sich also auch nur für 2-3 Stunden hier her zu fahren. Hier sieht man die Indigenas, die Einheimischen, in ihrem schönen bunten Kleidern durch die Straßen laufen. Natürlich wird man als Tourist sofort angesprochen, natürlich versuchen sie ihre schönen bunten Kleider und Taschen zu verkaufen. Aber alles auf freundliche, fast schon kindlich schüchterne Art und Weise. Auch die Kinder wissen schon wie betteln geht, bieten Fotos an gegen ein kleines Trinkgeld. Wenn dich das Kind anschaut und sagt: „Kann ich ein kleines Trinkgeld haben?“, kann man fast nicht nein sagen.
San Cristobal de las casas ist ein tolles Städtchen, dass ihr auf eurer Reise durch Mexiko auf keinen Fall verpassen dürft. Taucht ein in die Welt der Indigenas!
Eure Nele