Wenn man seinen Liebsten erzählt, dass man nach Medellin in Kolumbien reist, ist die Sorge der Angehörigen groß. Schließlich galt Medellin jahrelang als sehr gefährlich. Die Stadt wurde von Pablo Escobar und der Drogenszene dominiert. Angst, Schrecken und Morde waren an der Tagesordnung. Heute wird Medellin auch liebevoll „die Stadt des ewigen Frühlings“ genannt, weil hier das ganze Jahr über angenehme Temperaturen herrschen. Die Stadt hat sich verändert, die Narben aus der Vergangenheit sind geblieben und mit ihnen das ungute Gefühl. Kann man sich heute in der Stadt frei und sicher bewegen? Oder ist Medellin immer noch gefährlich?
Ich möchte euch in diesem Artikel erzählen, was man in Medellin alles sehen und erleben kann. Aber ich möchte auch die Vergangenheit dieser Stadt betrachten. Die Geschichte, die Medellin geprägt hat und euch sagen, wie ich mich in der Stadt gefühlt habe. Ist Medellin immer noch gefährlich oder kann man sich als Backpacker frei bewegen?
Inhaltsverzeichnis
Medellin: Die gefährliche und traurige Vergangenheit
Die traurige Bilanz aus der Drogenvergangenheit dieser Stadt, die auf das Konto von Pablo Escobar, dem meist gefürchteten Drogenboss der Welt gehen: 300 Bomben, über 8.000 Tote pro Jahr. Terroranschläge, Angst und Panik waren an der Tagesordnung. Kolumbien und speziell Medellin waren gefährlich. An Reisen in das Land war nicht zu denken. Pablo setzte ein Kopfgeld von 1000 Dollar aus für jeden erschossenen Polizisten. 1989 war es Escobar, der dafür verantwortlich war, dass über 100 Menschen bei der Explosion eines Avianca Flugzeuges ums Leben kamen. Er wollte damit seine Macht demonstrieren und einen Politiker ausschalten. Wenn man diese Zahlen hört, kann man sich nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die diesen Mann verehren, wie einen Popstar, die T-Shirts tragen mit seinem Gesicht darauf. Der Grund dafür ist meistens, dass Escobar ein Herz für Arme zu haben schien. Er ließ 400 neue Häuser für Menschen im Armut bauen, aber macht er damit die 8000 Toten vergessen?
Der Tod von Pablo Escobar
1993 wurde der gefürchtete Drogenboss erschossen. Die Angst und die Gefahr war damit aber noch nicht aus Kolumbien und Medellin verschwunden. Es dauerte Jahre bis die Macht der Drogenkartelle kleiner wurden. 1995 gab es bei einem Straßenfest in der Nähe des San Antonio Platzes in Medellin einen Bombenanschlag, der viele Menschen das Leben kostete. Eine Bombe detonierte unterhalb einer Skulptur des berühmten Künstlers Botero. Der Vogel wurde zerfetzt, Trümmerteile flogen durch die Luft. Dieser Vogel steht heute noch auf besagtem Platz, der weiterhin innerhalb von Medellin als gefährlicher Ort eingestuft wird.
Der gesprengte Vogel wurde auf Wunsch des Künstlers nicht vom Platz entfernt. Man sollte die Opfer nicht vergessen. Ihre Namen stehen auf dem Sockel der zerstören Skulptur. Unter den Toten war auch ein Kind, gerade einmal 7 Jahre alt. Dieser Anschlag wird der Geruilla Gruppe Farc zugeschrieben. Neben der zerstörten Skulptur steht heute eine neue, identische aber intakte Skulptur. Sie soll zeigen, dass die Kolumbianer sich nicht unterkriegen lassen und ein Bild der Hoffnung und positiven Zukunft sein.


Wie sicher ist Medellin heute: Ein Streifzug durch die Stadt
Medellin ist die zweitgrößte Stadt Kolumbiens mit ca. 2,5 Millionen Einwohnern. Die Stadt wurde zur innovativsten Stadt der Welt erklärt. Als einzige Stadt Kolumbiens gibt es hier eine Metro, außerdem verfügt die Stadt über drei Cable Cars. Die Idee hinter diesen Cable Cars war es, das Zentrum mit den ärmeren Vierteln weiter oben zu verbinden. Damit will Medellin vor allem eines symbolisieren: Mehr zusammen sein, weniger Angst, weniger Gefahr.
Früher an der Spitze der gefährlichsten Orte der Welt, erscheint die Stadt heute nicht mehr unter den ersten Top 50. Medellin wird immer beliebter bei Reisenden. Wo früher nur 50 000 Besucher pro Jahr den Weg in die Stadt wagten sind es heute über 5 Millionen. Die Sicherheitslage hat sich enorm verbessert, trotzdem gibt es immer noch Gegenden, die man besser meiden sollte. Man sollte nicht zu offensichtlich seine Wertsachen zur Schau stellen. Die Polizeipräsenz in Medellin ist hoch, was ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Es gibt in Medellin viel zu sehen, z.b der Parque Arvi. Ich war nicht dort und kann euch daher nur von den Orten berichten, an denen ich war. Es lag nicht in meiner Absicht nur Sehenswürdigkeiten abzuklappern, sondern ich wollte mehr in die Vergangenheit und die Wandlung der Stadt eintauchen. Ich kann von Herzen die Free Walking Tour hier empfehlen. Richtig klasse gemacht und interessant gestaltet.
Medellin und der Stadtteil EL Poblado
Dieser Stadtteil ist sehr beliebt bei Backpackern. Der Stadtteil gilt als ziemlich sicher, hier befinden sich viele Hostels, Bars und Clubs. Der Bezirk rund um den Parque Lleras ist die touristische Partyzone schlechthin. Wer hier nachts durch die Straßen läuft, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Plaza de Botero Medellin
Auf diesem Platz befinden sich 23 Bronzefiguren des Künstlers Botero. Der Park befindet sich im Zentrum von Medellin. Die einzelnen Figuren sollen Hoffnung und eine positive Zukunft symbolisieren. Medellin soll in den Augen der Touristen nicht mehr als gefährlich wahrgenommen werden.
Parque de Las Luces in Medellin
Früher war dieser Ort ein Platz der Angst. Es war als Zivilist in Medellin gefährlich sich hier aufzuhalten. Hier trafen sich Drogensüchtige und Obdachlose, es gab viel Gewalt. Heute ist dieser Ort der Platz der Hoffnung. 300 Lichtsäulen stehen hier und werden nachts beleuchtet. Es gibt eine Bibliothek und es wird hier stark auf Bildung wert gelegt. Dieses Projekt war eine Aktion des Staates und sie zeigte Wirkung. Menschen bekamen neue Hoffnung und die Zahl der Kriminaldelikte in Medellin ging zurück. Ein Ort des Wandels.

Medellin und die berühmte Comuna 13
Die Comuna 13 ist einer der am weitesten vom Stadtzentrum entfernten Stadtteile und war früher dass Synonym für Armut, Angst, Gefahr, Terror, Drogen und Gewalt. Heute werden viele Touren hier her angeboten, die ich nur empfehlen kann.

Graffitis in der Comuna 13
Zahlreiche Graffitis sind das Markenzeichen der Comuna 13 und jedes einzelne erzählt eine Geschichte und soll diese Gegend schöner machen. Wenn man sich Gedanken macht, ob es verwerflich ist, diese doch recht arme Gegend zu besuchen, dem sei gesagt, dass unser Tourguide selbst aus dieser Gegend stammte und stolz darauf war, dass nun so viele Touristen die Comuna 13 sehen möchten. Es ist keine Schande mehr hier zu wohnen, die Bewohner sind stolz auf ihr Viertel.




Medellins befindet sich in einem positiven Aufbruch
Ich bin total ergriffen von diesen Bildern und Erzählungen. Medellin war gefährlich, die Menschen lebten in täglicher Angst und mit viel Leid. Das alles spiegeln diese Graffitis wider. Heute sind die Leute, die hier leben, stolz auf ihren Stadtteil. Häuser hier wurden bunt angemalt und haben, wenn man von oben darauf schaut, die Form eines Herzens.
Hier gibt es Rolltreppen, die die Menschen aus der Comuna 13 verbinden und das Leben hier vereinfachen soll.
Der Ausbau der Comuna geht weiter. Häuser werden versetzt oder abgerissen, die Anwohner bekommen ein neues Haus vom Staat gestellt. Die Aussicht von dort oben ist der Hammer.
Ist Medellin also nicht mehr gefährlich?
Ich bin kurz davor zu glauben, dass hier ein Wandel um 180 Grad stattgefunden hat und Medellin nicht mehr gefährlich ist. Aber als wir mit unserem Guide im Dunkeln einen anderen Weg durch die Comuna zurück laufen, weil er uns seine Wohnung zeigen möchte (die sehr heruntergekommenen ist), spüre ich intuitiv, dass es hier noch nicht sicher ist. Hier herrscht immer noch Armut, aber das Vertrauen in eine positive Zukunft ist gewachsen.
Mein persönlicher Eindruck von der Sicherheit in Medellin
Medellin an sich ist für mich keine schöne Stadt. Im Umland gibt es aber tolle Plätze zu entdecken, zum Beispiel: Guatape. Ich bin teilweise in Medellin und auch in dem eigentlich sicheren El Poblado herumgelaufen und habe mich beobachtet und nicht sicher gefühlt. Vor allem wenn ich das Handy in der Hand hatte. Passiert ist aber Gott sei Dank nie etwas. Vielleicht ist man manchmal zu Unrecht skeptisch? Medellin scheint mir aber nicht viel gefährlicher zu sein als andere lateinamerikanischen Großstädte. Die Menschen hier freuen sich, dass nun immer mehr Touristen den Weg hier her finden und begrüßten mich des öfteren ganz herzlich mit : „Welcome to Columbia, Welcome to Medellin!.“
Medellin hat mein Herz berührt durch den Kampfgeist, den die Stadt und die Menschen hier haben. Man will Veränderung und Sicherheit und hat in dieser Hinsicht schon sehr viel geschafft. Der Weg zu einer sicheren Metropole ist noch lang, aber die ersten Schritte sind getan. Diese Stadt zeigt uns, dass es immer eine Wende geben kann im Leben. Man darf nur niemals aufgeben daran zu glauben.
Eure Nele
PS: Hierzu passt auch mein Beitrag: Niemals aufgeben-Kämpfe für deine Ziele
Weitere Berichte zu Kolumbien findest du hier:
Bogota: Die Hauptstadt Kolumbiens
Hallo Nele,
dein Bericht über Medellin gefällt mir total gut! Man merkt, dass du dich mit der Geschichte der Stadt auseinandergesetzt hast und mit Vorsicht und Verstand an deinen Besuch heran gegangen bist. Toll!
Liebe Grüße
Magdalena
Liebe Magdalena, vielen Dankfür dein positives Feedback, das freut mich sehr?