Wer durch Lateinamerika reist, wird früher oder später durch Erzählungen anderer Reisender auf die Kleinstadt Guatapé in Kolumbien, ca. zwei Autostunden von Medellin entfernt aufmerksam. Ich wäre alleine wahrscheinlich nicht darauf gekommen diesen Ort zu besuchen. Aber als ich im Internet die Bilder gesehen haben mit der tollen Aussicht vom piedra del peñol, wusste ich: Da muss ich hin. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte sich im Hostel in Medellin eine tolle Clique zusammen gefunden (zwei Schweizer und eine Deutsche) mit denen ich den Tagesausflug nach Guatapé machte. Es gibt die Möglichkeit dort mit dem Bus hin zu fahren oder mit dem Taxi. Wir sind mit Uber hin gefahren und haben uns die Kosten für die zweistündige Fahrt geteilt, umgerechnet 12 Euro pro Person.
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Der Stadtkern von Guatapé in Kolumbien
Ich LIEBE Städte im Kolonialstil und die bunten Häuser dort. Genau das konnte ich in Guatapé finden. Süße, farbenfrohe ruhige Gassen. Irgendwie hat diese Stadt mich total entschleunigt. Guatapé war irgendwie anders wie das, was ich bisher von Kolumbien gesehen hatte. Obwohl dieser Ort als beliebtes Ausflugsziel gilt, ist er alles andere als überfüllt oder zu touristisch. Die Essenspreise sind richtig günstig (umgerechnet 3 Euro zusammen für 2 Kuchen und 2 Kaffee). Es gibt insgesamt vielleicht maximal 7 Lokale, keine Fastfoodketten oder ähnliches. Also alles in allem echt super :). Zuerst hatte ich mir überlegt einige Zeit hier zu schlafen. Ich denke aber, dass es nach zwei Tagen schon langweilig werden könnte.
Guatapé in Kolumbien und das Pablo Escobar Haus
Ehrlich gesagt verband ich mit Guatapé nur den Berg piedra del peñol und die anstrengende Wanderung dort hinauf, vielleicht noch die süße Stadt. Aber auf keinen Fall brachte ich diesen Ort mit Pablo Escobar in Verbindung. Guatapé liegt an einem Stausee auf dem sich viele kleine Inseln befinden. Das Dorf El Peñol musste in den 70gern für den Stausee weichen. Außerdem hatte Pablo Escobar, der berühmte und gefürchtete Drogenboss von Kolumbien, hier eine Residenz für sich und seine Familie. Wir wurden in der Stadt angefragt, ob wir Lust haben eine Bootsfahrt zu machen für gesamt ca.10 Euro pro Person für 1,5 Std inkl. Besuch des verbrannten Hauses von Pablo Escobar.
Einen kostenlosen Begleitschutz hatten wir auch noch: Ein Hund lief wie selbstverständlich mit uns auf das Boot und verfolgte uns auf Schritt und Tritt.
Der verbrannte Wohnsitz von Pablo Escobar
Für mich war der Besuch des Anwesens von Pablo Escobar oder das was davon übrig geblieben ist ein Highlight des ganzen Tages. Pablo Escobar wurde durch Drogenschmuggel speziell von Kolumbien in die USA reich. Er gehörte zu den reichsten Männern der Welt, sein genaues Vermögen konnte nur geschätzt werden. 80 % des Kokainhandels von Kolumbien gingen auf sein Konto. Für diesen Handel wurde er auch das ein oder andere mal verhaftet, aber nie zur Verantwortung gezogen. Durch mysteriöse Umstände starben die zuständigen Staatsanwälte etc. Ihm wurde nie der Prozess gemacht.
Wie Paoble Escobar es geschafft hat, Medellin zur gefährlichsten Stadt der Welt zu machen und wie die Sicherheitslage heute ist, kannst du hier nachlesen.
Im Jahr 1989 stürzte ein Flug von Avianca ab. Der Bombenanschlag wird ihm zugeteilt, aber auch dafür gab es keine Konsequenzen. Auch vor Freunden und Familienmitgliedern machte er nicht Halt. Wer ihm in die Quere kam oder unbequem wurde, wurde aus dem Weg geräumt. Dadurch und durch viele Bombenanschläge waren die Leute eingeschüchtert. 1993 wurde Escobar bei einer Razzia in Medellin erschossen.
Als wir nun auf dem verbrannten Anwesen standen, fast alleine ohne andere Menschen drum herum war es eine Zeitreise, die mich packte. Sich vorzustellen, wie dieser Mensch gelebt hatte, durch die Überreste seines Anwesens zu laufen war ein unbeschreibliches Gefühl. Schließlich hatte hier einmal der Mann gewohnt, der so viel Leid über die Kolumbianer gebracht hatte.
Der Wanderung zum Piedra del peñol und die „Beste Aussicht der Welt“
Der eigentliche Grund, weshalb ich diesen Tagesausflug nach Guatapé unternommen habe, war der Berg piedra del peñol und die damit verbundene überragende Aussicht über das Gebiet. Laut den Einheimischen selbst: Die „Beste Aussicht der Welt“. Das kann ich so nicht hundertprozentig unterschreiben, aber einmalig schön ist die Sicht auf jeden Fall. Der Aufstieg mit den über 700 Treppenstufen ist ganz schön anstrengend. Aber es gibt auch immer wieder Möglichkeiten eine Pause einzulegen und man wird mit einem tollen Ausblick belohnt.
Die Heimfahrt war schon ganz schön abenteuerlich. Wir haben einen Fahrer auf der Straße aufgegabelt der, wie sich später herausstellte, nicht mal einen Führerschein hatte. Er würgte das Auto ab, traute sich nicht in die Stadt rein zu fahren und wusste nicht, wo sich die Fahrzeugpapiere befinden. Es ging aber alles gut 🙂
Fazit des Ausfluges : Guatape ist definitiv ein Besuch wert!
Eure Nele