Was tun bei Panikattacken? Wie du es schaffst, Ängste zu überwinden

Alltagsgeflüster Was tun bei Panikattacken? Wie du es schaffst, Ängste zu überwinden

Leben mit Panikattacken: Die Angst vor der Angst. Das heute wird wahrscheinlich mein persönlichster Post, den ich bisher geschrieben habe. Es geht um das Thema: Leben mit Angstzustände und Panikattacken und meine Erfahrungen damit.
Was passiert in einer Seele, die unter Angststörungen leidet? Was geht in den Betroffenen während den Panikattacken vor? Wie schafft man es, die Ängste zu überwinden? Ich bin kein Arzt oder Wissenschaftler. Aber ich habe das alles selbst erlebt und kann daher meine Erfahrungen zum Thema Panikattacken mit euch teilen.

Viele Menschen werden verwundert sein und es mir vielleicht nicht glauben, aber ich litt jahrelang selbst unter dieser Krankheit und tue es teilweise immer noch. Ich möchte Verständnis für die Betroffenen aufbringen und zeigen, wie man am besten helfen kann. Dafür habe ich auch ein Buch geschrieben und meine Geschichte öffentlich gemacht. Das Buch findest du hier:

Symptome bei Angstzuständen und  Panikattacken

Panikattacken äußern sich bei jedem Menschen unterschiedlich. Manche bekommen in Paniksituationen Schwindelanfälle, manche Taubheitsgefühl, manche Herzrasen und es gibt noch viele andere Auswirkungen. Diese körperliche Reaktion auf die Angst, macht nur noch mehr Angst. Jeder Mensch ist verunsichert, wenn sein Herz auf einmal rast wie verrückt und fast aus der Brust springt. Jeder Mensch ist geschockt, wenn ihm schwindlig wird und er nicht mehr klar sehen kann. Da diese körperlichen Reaktionen bei Menschen mit Angststörungen und Panikattacken sehr oft vorkommen, haben diese oft Todesängste oder haben das Gefühl schwer krank zu sein. Es ist ein Teufelskreis und schwierig, diese Ängste aus eigener Kraft zu überwinden. Leider ist es für Außenstehende oft sehr schwierig, die Angststörung zu erkennen. 

Es dauert oft lange, bis man eine Angststörung erkennt

Oft sind den Betroffenen nur die körperlichen Reaktionen bewusst und sie rennen von Arzt zu Arzt, lassen sich untersuchen und gehen zu Spezialisten. So war es auch bei mir. Aber die Ärzte werden keine körperliche Ursache finden und du als Betroffener wirst immer mehr verrückt, weil du weißt, du bildest dir das nicht ein. Dein Herz schlägt wirklich unregelmäßig, dir ist wirklich sehr oft schwindlig oder ähnliches. Oft wird erst die Seele krank und dann der Körper. Solltet ihr oder Freunde von euch körperliche Beschwerden haben, die sich kein Arzt erklären kann, reflektiert genau, ob es nicht sein kann, dass die Ursache für die Probleme irgendwo anders liegen. Keiner gesteht sich gerne ein, dass er eventuell psychologische Hilfe braucht. Aber nur so kann man eine Verbesserung erzielen und die Ängste überwinden.

Wie reagiert der Körper bei Panikattacken und Angstzuständen?

Die Krankheit fängt schleichend an und baut sich dann Stück für Stück weiter auf. Man hat zum Beispiel Angst in Menschenmassen, weil man da einmal etwas eingequetscht war und findet es seit dem unangenehm, sich wieder in Menschenmassen zu begeben. Diese Reaktion ist völlig normal. Diese Menschen haben ein leichtes Unbehagen, wenn sie wieder in so eine Situation kommen und sind froh, wieder da heraus zu kommen. Menschen mit Angststörungen reagieren körperlich heftiger auf so eine Situation. Sollten sie wieder in Menschenmassen stehen, bekommen sie Panik, die nicht selten in einer richtigen Panikattacke enden. Das Herz rast, man bekommt Schweißausbrüche, Atemnot… Das alles, ohne das wirklich Gefahr droht. Aber diese Reaktionen des Körpers bilden sich die Angstpatienten nicht ein, diese Symptome sind wirklich da, ausgelöst durch die eigenen Gedanken.

Der Körper bereitet sich darauf vor, sich zu verteidigen

So ist das Leben mit Panikattacken und Angststörungen ein ständiger Kampf. Unser Körper ist darauf programmiert, dass er bei Gefahr das System nach oben fährt und alles dafür tut, dass wir der Gefahr ausweichen können. In Gefahrensituationen schlägt unser Herz schneller, uns wird warm, wir sind hoch konzentriert und angespannt, unser Kreislauf wird hochgefahren um sich zu wehren, weg zu rennen oder sich sonst irgendwie der Gefahr zu stellen. Bei Menschen mit Angstzuständen reagiert der Körper genauso, weil diese Menschen ihrem Körper signalisieren: Achtung hier ist Gefahr! Diese Gefahr ist aber nicht real, sondern nur in den Köpfen der Betroffenen, weil sie eben schon schlechte Dinge erlebt haben und sich auf Grund äußerer Faktoren wie Wärme, Menschenmassen, Lautstärke etc. an diese Situationen erinnern und so dann die Panik ausgelöst wird. Der Körper fährt hoch und ruft die ganzen eben genannten körperlichen Reaktionen hervor, um sich zu wehren, nur dass es dafür kein Grund gibt. Dadurch spüren die Betroffenen nur die körperlichen Auswirkungen wie Herzrasen, Schwindelgefühl, Hitzewallungen und so weiter.

Leben mit Panikattacken: Meine Erfahrung:

Die Angst verstärkt sich

Menschen mit Angstzuständen und Panikattacken haben dann immer mehr Situationen, vor denen sie Angst haben, bzw. irgendwann sind es nicht mehr nur Situationen sondern äußere Begebenheiten. Wenn sie in einem Raum sind in dem kein Fenster ist, wenn sie zu weit vom Notausgang weg stehen, wenn es nichts zu trinken gibt, wenn mehr als zehn Leute in einem Raum sind und so weiter. Es ist ein Teufelskreis und schwer, die Ängste aus eigener Kraft zu überwinden.

Viele Betroffene, die schon lange daran erkrankt sind, wissen, dass alles allein in ihrem Kopf passiert und keine reale Gefahr besteht. Die Angst aber in den Griff zu bekommen ist nicht einfach. Unsere Psyche hat so viel Einfluss auf unseren Körper, es ist sehr schwierig das zu steuern, wenn man da einmal drin ist.

Mein Leben mit der Angst und den Panikattacken 

Ich war schon immer ein eher ängstlicher Mensch. Das ich aber unter Panikattacken leide war mir lange nicht bewusst und es kam sehr schleichend. Auch bei mir waren zuerst die körperlichen Auswirkungen sichtbar. Ich hatte oft Herzrasen und Schwindelanfälle. Wir rannten von Arzt zu Arzt aber es konnte keine Ursache gefunden werden. Dass wir dann einen Psychologen aufgesucht haben, war reiner Zufall, durch einen Todesfall in der Familie. Ich war mir sicher die Psychologin würde mich wieder nach Hause schicken, weil alles gut war, aber sie diagnostizierte bei mir eine Angststörung.
Das war 2010. Für mich im richtigen Moment. Denn zu diesem Zeitpunkt war meine Angst schon so weit fortgeschritten, dass ich kaum mehr aus dem Haus ging. Alleine hätte ich die Ängste zu diesem Zeitpunkt nicht mehr überwinden können. Ich hatte Angst es könnte mir wieder schlecht gehen und ich wollte niemandem zur Last fallen und auch nicht riskieren in der Öffentlichkeit umzukippen oder ähnliches. Deshalb zog ich mich immer mehr zurück. Ein Teufelskreis, denn so kommen immer mehr Ängste dazu.

Was tun bei Panikattacken?

An der Selbstdisziplin arbeiten

Klar allein damit geht es nicht, ich hatte auch eine Therapie, die mir am Anfang sehr geholfen hatte. Aber irgendwann ging es nicht mehr weiter. Fortschritte waren erkennbar, ich traute mir wieder mehr zu, aber es reichte nicht. Die Attacken suchten mich immer noch sehr oft heim.
Das effektivste aber auch schwierigste ist es, sich den Situationen zu stellen und die Mitmenschen zu sensibilisieren. Man muss offen mit dem Thema umgehen, sonst hat man keine Chance. Man muss sich den Situationen vor denen man Angst hat stellen und nicht davor wegrennen. Diese Situationen zu vermeiden ist das schlimmste, was man machen kann. Und wenn man einen Menschen an der Seite hat, der das versteht und unterstützt, dann hat man die Chance, die Angst zu besiegen.

Es wird immer Situationen geben, in denen man wieder einen Rückfall hat und es auch mal wieder schief geht. Dann hat man eben wieder eine Panikattacke aber dafür auch zwei schöne Tage, an denen vielleicht nichts passiert ist, man aber Spaß mit Freunden hatte. Je öfter man dann weg geht und je öfter man Situationen hat, in denen alles gut geht, umso mehr traut man sich wieder zu. Es ist ein langer Weg. Aber machbar.

Schenkt der Angst nicht zuviel Aufmerksamkeit 

Wenn ihr in eurem näheren Umfeld betroffene Personen kennt ist es wichtig, diesen Attacken gar nicht soviel Aufmerksamkeit zu schenken. Lenkt die Person ab, wenn sie wieder in Panik gerät durch irgendeine Geschichte oder Fragen. Hauptsache die Konzentration wird von den körperlichen Reaktionen abgelenkt. Das braucht Übung und ist gar nicht so einfach.

Meine Erfahrung mit Panikattacken und den Rückschlägen

Für mich war es auch nicht einfach und ich hatte immer wieder Rückschläge. Bis heute sehe ich mich nicht „geheilt“ und habe die Ängste nicht komplett überwunden. Ich finde es ist vergleichbar mit einem trockenen Alkoholiker. Seit mindestens einem dreiviertel Jahr hatte ich keine Panikattacke mehr. In der Zeit bin ich zweimal alleine verreist und einmal alleine von Kolumbien heimgeflogen. Niemals hätte ich mir das vor ein paar Jahren zugetraut. Für mich sind diese Erlebnisse doppelt so anstrengend wie für gesunde Menschen.

Denn ich muss meinen Körper und meine Psyche im Griff haben und mich stark darauf konzentrieren ruhig zu bleiben. Mir ist bewusst, dass es immer wieder zu Attacken kommen kann und diese jetzt nicht für immer weg sind, aber ich lasse mir dadurch nicht mehr mein Leben bestimmen, das war lange genug der Fall.

Ende 2016 bin ich dann für 13 Monate alleine um die Welt gereist und das trotz Panikattacken. Mit dieser Vergangenheit im Gepäck und den Ängsten in mir drin aber auch der Gewissheit, dass ich alles schaffen kann, wenn ich nur will und stärker bin als ich es selbst gedacht hätte, wurde diese Reise zu meiner Selbstfindungsreise.
Mein Kampf hat sich gelohnt.
Ich hoffe jeder Betroffene kämpft auch, um die Ängste zu überwinden, denn es ist schade das Leben in Angst zu verbringen.

Eure Nele

Wie meine Reise war und  ob ich meine Ängste überwunden habe, erfährst du in meinem Buch: Einmal um die Welt zu mir selbst

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Nele
Mein Name ist Daniela Seiberle (Nele) und ich führe seit Ende 2016 diesen Reiseblog. Damals habe ich mein komplettes altes Leben hinter mir gelassen, meinen Job und die Wohnung gekündigt und bin 13 Monate allein auf Weltreise. Seit Anfang 2018 bin ich zurück, aber das Reisen gehört seither zu meinem Leben. Seit Mitte 2019 bin ich selbständig als virtueller Social Media Manager und Content Creator und lebe den Traum des ortsunabhängigen Arbeitens.

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Comments

  1. Hallo Nele,
    ein guter und wichtiger Artike. Ich selbst habe auch schon das ein oder andere Mal über das Thema geschrieben und in meiner Vergangenheit mit Panikattacken gekämpft. Dein Artikel gefällt mir besonders gut, weil er sich von vielen anderen im Netz unterscheidet.
    Er zeigt, dass man mit dieser Sache wunderbar leben kann. Wenn man mutig ist und sich klar macht, dass man die Sache selbst in die Hand nehmen muss. Das klingt jetzt so daher gesagt, aber ich glaube wir beide wissen, was ich meine 🙂
    Ich war erstaunt, wieviel Feedback es auf meinen Artikel gab, den ich damals geschrieben habe und wie viele Menschen schon einmal mit dem Thema konfrontiert warten.
    Ich wünsche dir für deine Reise alles Gute 🙂 Toll, dass du das machst.
    LG
    Juli

    • Liebe Julia, vielen Dank für dein Feedback und deine lieben Worte 🙂 Ich wünsche dir auch alles Liebe und weiterhin viel Erfolg. Lg Nele

  2. Es ist so mutig von dir, deine Geschichte zu erzählen! Ich bin mir sicher, es gibt da draussen Menschen, denen es genauso ergeht, die das lesen und Hoffnung für Ihre Zukunft bekommen. Du kannst stolz auf dich sein, dass du dich alleine auf dem Weg machst. So wie du schreibst: es wird vielleicht Rückfälle geben, aber wichtig ist zu wissen, dass man selbst stärker ist als die Angst! Ganz toll! Ganz liebe Grüße, Fari

  3. Großartig geschrieben und veranschaulicht, ich kannte mal so einen Menschen und hatte wirklich Schwierigkeiten das zu verstehen, aber mit der Zeit habe ich es immer mehr verstanden und nun wohl endlich so richtig. Danke dafür! Ich finde es mutig von dir über deine Geschichte zu erzählen und wünsche dir für deine große Reise alles Gute! Du schaffst das! Viele Grüße, Vika von http.//callmevika.com <3

    • Es freut mich total, dass du durch meinen Bericht die Krankheit noch mehr verstehst. Das war mir sehr wichtig. Danke für deine lieben Worte süße 🙂 <3 Lg Nele

  4. Hey Nele, es war schön, deinen Beitrag zu lesen, auch wenn der Inhalt so schwer ist. Ich bewundere es, was du im Kampf gegen deine Erkrankung erreicht hast, und dein Vorbild stärkt! Es muss mehr über die psychosomatischen Probleme bei Menschen geredet werden, über die Wichtigkeit und auch Normalität der psychotherapeutischen Hilfe. Das Bewusstsein dafür sollte genau so selbstverständlich werden wie die Bewusstsein für die Bedeutung der Medizin. Da sollen wir als Gesellschaft hin.
    War schön, heute mit dir darüber auch persönlich reden zu dürfen. Ich freue mich mit dir zusammen auf deinen weiten und spannenden Weg, besonders weil ich weiß, was für Mut und Kraft du erbracht hast, um diesen deinen Traum zu realisieren. Bin gedanklich bei dir – und bis in einem Jahr. 😉

  5. Oh Nele, ich kenne das so gut. Stell dir vor, ich bin ein ganzes Jahr allein mit dem Rucksack um die Welt gereist, kam nach Deutschland zurück, und konnte nicht mehr vor die Tür gehen. Mein Bruder hat mir Essen vorbei gebracht, denn allein der Gedanke, zum Supermarkt zu gehen, war unerträglich. Aus der großen Freiheit wurde ein enges Gefängnis – und eine schwere Depression, die mich in die Klinik brachte. Erst langsam konnte ich mich daraus wieder befreien. Heute lebe ich in Argentinien, und bin vor kurzem noch einmal mit dem Rucksack losgezogen. Allein. Klar ging es nicht ohne Rückschläge, doch diesmal wusste ich, was ich zu tun habe, wenn die Angst hochkroch. Es gibt ja zum Glück Tricks und Strategien, um sich dem Monster zu stellen. Mein Ziel war: ich will noch einmal all das sehen, was ich mir vorgenommen habe, und gesund zurückkehren. Als ich es geschafft hatte, war ich unglaublich stolz und glücklich. Und du wirst das auch sein. Alles Gute und viel Erfolg!

    • Danke für deine wunderschönen WOrte. Ich hatte Gänsehaut beim lesen. Du kannst unglaublich stolz auf dich sein und ich wünsche dir das Beste für die Zukunft ??

  6. Sehr schön und verständlich geschrieben. Ich habe gleich mehere Betroffene in meinem Umfeld und Du hast mir das bißchen besser erklärt wie ich mit deren Problem umgehen soll. Danke!

    • Liebe Uschi,
      es freut mich, wenn ich das mit meinem Beitrag erreichen konnte.
      Danke für deinen Kommentar.
      LG Nele

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