Aufwachsen als Halbwaise ohne Vater: Brief an meinen Daddy

Alltagsgeflüster Aufwachsen als Halbwaise ohne Vater: Brief an meinen Daddy

 

„Du bist nicht mehr dort, wo du warst, aber du bist überall, wo wir sind.“  (Victor Hugo) – Wie ist es, als Halbwaise ohne Vater aufwachsen zu müssen?

Wenn ein Kind als Halbwaise ohne Vater aufwachsen muss

Es ist normal für mich, dass ich ein Kind bin, das aufwachsen muss, ohne dich, meinen Vater.  Du bist nicht da, um mir einen väterlichen Rat zu geben, wenn ich ihn verzweifelt brauchen würde. Es ist Alltag geworden, dass du nicht mehr da bist. Und trotzdem: Auch elf Jahre nach deinem Tod, fühlt sich meine Familie für mich unvollständig an. Die Lücke die du hinterlassen hast, wird kleiner. Der Schmerz ist nicht mehr so oft spürbar, aber ich werde mich niemals vollkommen daran gewöhnen, ohne dich zu leben.

Es gibt Momente, da weine ich einfach los. Da wird mir von einem Augenblick auf den anderen bewusst, wie sehr du mir fehlst.  Diese Momente sind nicht mehr oft, aber es gibt sie immer noch.

Du hast so vieles verpasst. Wie ich den Führerschein bestanden habe, meinen ersten festen Freund hatte. Du hast nie gesehen, wie deine älteste Tochter sich im Berufsleben durchschlägt oder was ich auf meinen Reisen erlebe. Oder siehst du es doch? Irgendwie da oben? Ich glaube eigentlich nicht unbedingt an übersinnliche Dinge. Aber manchmal möchte ich einfach daran glauben. Dann stelle ich mir vor, wie du da oben sitzt und auf uns herab schaust. Bist du stolz auf mich?

Tod Vater Halbwaise
Aufwachsen als Halbwaise ohne Vater

Die Erinnerungen bleiben für immer

Die Erinnerungen an dich sind stark und deutlich. Ich erinnere mich an die guten Zeiten, die wir zusammen hatten. Es war nicht immer einfach, aber ich habe viel von dir gelernt und wäre wahrscheinlich niemals der Mensch geworden, der ich jetzt bin, ohne deine Hilfe. Aber ich erinnere mich auch an die schlechten Zeiten. Als du nur noch da lagst und ich mich nicht mal mehr getraut habe, in dein Zimmer zu gehen, aus Angst ich würde dich dort finden… mit geschlossenen Augen.

Du warst mein Antrieb letztes Jahr mein Leben zu ändern. Obwohl du nicht mehr da bist, hast du immer noch einen großen Einfluss auf mich. Du hast es leider nicht mehr geschafft, deine Träume zu leben, zu Reisen und dir etwas Gutes zu gönnen, weil du gedacht hast, du hast dazu später noch genug Zeit. Das „Später“ gab es dann  nicht mehr. Früher hättest du es wahrscheinlich unvernünftig gefunden, wenn du mitbekommen hättest, dass ich meinen Job kündige, ohne etwas Neues in Aussicht zu haben. Das ich mir ein Jahr Zeit nur für mich und meine Träume nehme. Heute glaube ich, dass du applaudieren wirst und meine Entscheidung für das Leben und gegen aufgezwungen Normen feiern würdest.

Ich werde am deinem Todestag dieses Jahr in Sevilla sein. Wie die letzten Jahre auch schon, werde ich diesen Tag nicht in Trauer verbringen, sondern das Leben feiern. Für dich!

 

 

Nele
Mein Name ist Daniela Seiberle (Nele) und ich führe seit Ende 2016 diesen Reiseblog. Damals habe ich mein komplettes altes Leben hinter mir gelassen, meinen Job und die Wohnung gekündigt und bin 13 Monate allein auf Weltreise. Seit Anfang 2018 bin ich zurück, aber das Reisen gehört seither zu meinem Leben. Seit Mitte 2019 bin ich selbständig als virtueller Social Media Manager und Content Creator und lebe den Traum des ortsunabhängigen Arbeitens.

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Comments

  1. Sehr stark geschrieben!Es wird wohl so sein wie du es beschreibst-er schaut zu und würde sagen – GUT gemacht!

  2. Oh mein Gott ?? das ist so wunderschön geschrieben und ich hab Gänsehaut! Ein so toller und persönlicher Eintrag hier… er wird es auf irgendeine Art mitbekommen und sich darüber freuen und ist bestimmt sehr stolz auf dich

  3. Er feiert dich ganz sicher irgendwo, wo wir ihn nicht sehen und was wir hier nicht verstehen. Und definitiv ist er STOLZ auf dich!!! Danke für den emotionalen Beitrag und eine Wunder-volle Weiterreise 🙂

  4. Liebe Nele! Ein wunderbarer Text für deine Vater und für dich. Ich bin mir sicher, dass er dich nach wie vor begleitet und dir verbunden ist. Ich erinnere mich an eine Begebenheit in Neuseeland – bei Cap Reinga, wo laut der Maori der Punkt ist, wo die Menschen sich mit ihren Toten treffen können. Dort hatte ich ganz stark das Gefühl meiner Mutter nahe zu sein.Sie ist seit 30 Jahren tot. Egal ob es nur Einbildung war, durch die Geschichte, die uns der Busfahrer erzählt hat. Es war ein sehr emotionaler Moment. Ich glaube unsere Angehörigen sind immer bei uns, auch wenn sie tot sind, weil unsere Gedanken unsere liebe Menschen nicht los lassen. Vielleicht sind sie auch unsere Schutzengel, wer weiß. Es ist eine wunderbare Idee, dass du deinem Vater zum Todestag einen so schönen Brief schreibst. Danke und ganz liebe Grüße Annemarie

    • Liebe Annemarie, danke für deinen wunderschönen Kommentar und deine ganz persönliche Geschichte? Ich bin mir auch sicher, dass wir von unsren Lieben begleitet werden? lg Nele

  5. Liebe Nele, was fuer ein schoener Brief an deinen Vater. Mir kamen tatsaechlich die Traenen, da du mir sehr aus der Seele schreibst. Ich habe meinen Vater letztes Jahr verloren und er fehlt mir so sehr. In diesem Jahr ist so viel passiert und ich bin unendlich traurig, dass er das alles nicht mehr miterleben durfte. Fuehl dich gedrueckt.

    • Liebe Steffi. Das mit deinem Vater tut mir sehr leid ?? Fühl dich umarmt. Er ist sicher ganz nah bei dir und bekommt alles mit was du erlebst. Danke für deinen lieben Kommentar ?

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